Senat bei Beschulung jugendlicher Flüchtlinge ohne Plan

Eine gesonderte Beschulung von Flüchtlingskindern war für SPD, LINKE und GRÜNE in der letzten Legislatur noch ein Tabu. Umso seltsamer, dass von den Koalitionären beim beabsichtigten Tabubruch – jugendliche Flüchtlinge aus allen Bezirken, die trotz Willkommensklassenbesuchs nicht genügend Kenntnisse erlangt haben, um in Regelklassen überzugehen, in der ehemaligen Teske-Schule in Tempelhof-Schöneberg in gesonderten Flüchtlingsklassen zusammenzufassen – der Aufschrei ausbleibt.
Hildegard Bentele, bildungspolitische SprecherinHildegard Bentele, bildungspolitische Sprecherin
Hildegard Bentele, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, erklärt:

„Eine gesonderte Beschulung von Flüchtlingskindern war für SPD, LINKE und GRÜNE in der letzten Legislatur noch ein Tabu. Umso seltsamer, dass von den Koalitionären beim beabsichtigten Tabubruch – jugendliche Flüchtlinge aus allen Bezirken, die trotz Willkommensklassenbesuchs nicht genügend Kenntnisse erlangt haben, um in Regelklassen überzugehen, in der ehemaligen Teske-Schule in Tempelhof-Schöneberg in gesonderten Flüchtlingsklassen zusammenzufassen – der Aufschrei ausbleibt.

Und dabei ist das Vorhaben nach den in dieser Woche nun vorliegenden Informationen höchst fragwürdig: Statt 220 Schüler sollen nun nur noch 50 Schüler aus Spandau, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg zum Unterricht in der Teske-Schule anreisen. Inwieweit die Flüchtlingsschüler Kontakt zu anderen Schülern oder Zugang zu Kooperationen oder berufsqualifizierenden Tätigkeiten haben werden, ist völlig unklar.

Gravierend kommt hinzu, dass das Vorhaben der Senatsbildungsverwaltung – der Bezirksschulstadtrat Oliver Schworck gehört wie Senatorin Scheeres der SPD an – mit dem Bezirk offensichtlich in keiner Weise abgestimmt ist. Dieses wird von der Bezirksverordnetenversammlung (rot-grüne Zählgemeinschaft) sogar abgelehnt, u. a. deshalb, weil der Bezirk die Schule als zukünftigen Grundschulstandort eingeplant hat.

Die Senatsbildungsverwaltung muss dringend offenlegen, um welches besondere Profil es sich bei den 50 jugendlichen Flüchtlingen handelt, für die nun dieser seltsame Aufwand betrieben wird, und weshalb es nicht möglich ist, sie in ihrem bisherigen Umfeld weiter zu fördern, so wie dies in vielen anderen Bezirken, auch in Tempelhof-Schöneberg, passiert. Wir haben stets betont, dass es keine starren zeitlichen Vorgaben zum Übergang in die Regelklasse geben darf: Jugendliche Flüchtlinge müssen so lange gefördert werden, bis sie eine realistische Chance haben, dem Unterricht der Regelklasse zu folgen, im Vorfeld kann es eine Vielzahl von individuell abgestimmten Beteiligungsmöglichkeiten (z. B. Sport, Musik, Kunst, WAT) geben. Gleichzeit ist aber auch klar, dass bei Besuch der Regelklasse weiter zusätzliche Unterstützung nötig sein wird.

Wir schlagen zusätzlich vor, dass jeder Flüchtlingsschüler einen Paten/eine Patin zur Seite gestellt bekommt, der/die hilft und motiviert. Die Konzeptionslosigkeit und das unabgestimmte Vorgehen zwischen Senat und Bezirk sind erschreckend, denn die Frage des Übergangs von jugendlichen Flüchtlingen von Willkommens- in Regelklassen stellt sich schon jetzt u. a. angesichts voller Regelklassen als großes Problem dar und wird sich in den nächsten Monaten noch verschärfen. Die Probleme müssen klar benannt, berlinweite Vorgaben entwickelt und entsprechende Ressourcen jetzt bereitgestellt werden, sonst laufen wir Gefahr, dass viele Schulen überfordert werden.“